Dorfmitte

Hier ist eim kleiner runder Platz mit einem Brunnen. Um den Platz gibt es ein kleines Restaurant und ein Hostel, das aber selten besucht wird. Um den Brunnen herum stehen ein paar Bänke im Kreis.

"Fünf... Vier... Drei..." murmelte Pan gedankenverloren, während er auf im Schneidersitz auf einer der Parkbänke am Rande des Platzes verweile. Den Kopf hatte er leicht nach vorn geneigt, die Stirn konzentriert gerunzelt. Seine Unterarme hatte er auf seine Knie gelegt und es wirkte fast, als würde er meditieren - Was gar nicht so falsch war. "Fünf..." begann er wieder, legte den Kopf leicht schief und zuckte mit dem Mundwinkel. "Vier." Er schüttelte den Kopf, öffnete die Augen und starrte kurz blinzelnd nach vorn, ehe er die Lider wieder schwer werden ließ bis seine Augen wieder geschlossen waren. "Zwei. Zwei." Es hörte sich an wie eine Bestätigung, die er von sich gab, mit einem zufriedenen Klang in der Stimme. "Nur ihr beide." Für Außenstehende wäre sein Gemurmel wohl recht verwirrend, ihm jedoch verschaffte es Klarheit. Er versuchte immerzu, seine Kräfte zu perfektionieren, egal wie lange er dafür arbeiten müsste - So auch jetzt, denn alleine war er keinesfalls. Die Toten waren doch immer da, und Anwesende Geister zu zählen war schon ein Anfang. Für ihn zumindest. Denn mit seinen 18 Jahren hatte er erst die Grundkenntnisse - Seiner Meinung nach. Hyzenthlay behauptete des öfteren, er sei geradezu besessen von seiner Gabe, würde schon an nichts mehr anderes denken, doch er sah das grundlegend anders. Wenn man ihn schon mit einer solchen Fähigkeit gesegnet hatte, dann würde er sein Können nicht einfach verkümmern lassen. Sein Blick ruhte auf seinen Handgelenken, auf den runden Narben, die sich um diese herum schlangen, als seien es Armbänder. Experimente? Konnte man so nennen. Manche Geister verlangten eben etwas für ihre Anwesenheit. Pan konnte sich noch haargenau daran erinnern, wie Hyzenthlay ausgerastet war, als sie ihn so vorgefunden hatte. Die Handgelenke blutüberströmt, eingeschnitten von einem festgezogenen Kupferfaden. Hatte es sich gelohnt? Ja. Auch das Branding auf seiner Schulter schien niemandem außer ihm selbst zu passen, doch musste er damit wohl zurecht kommen. Und das kam er.
Mit einem leichten Seufzen riss er sich wieder aus den Gedanken, als er merkte, wie sehr diese abdrifteten. "konzentriert euch." murmelte er, scheinbar zu sich selbst. Die kupferfarbenen Augen hatte er wieder geschlossen.

Blinzelnd schlug Kami die Augen auf und setzte sich gähnend auf. Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie überrascht fest, dass es bereits Vormittags war. "Wie lang hab ich geschlafen...?" murmelte sie müde. "Lang aber nicht gut" Langsam setzte die Rothaarige sich an die Bettkante und schaute sich in ihrem kleinen Zimmer um. Dann stand Kami auf und zog sich langsam an. Man merkte ihr an, dass ihr Schlaf nicht gerade erholsam war. Ein graues Oberteil und eine kurze dunkle Jeans zog sie sich an und verließ dann erneut gähnend den Raum. Die 17 Jährige strich sich kurz ein paar rote gelockte Strähnen aus dem Gesicht und ging ins Bad und schaute in den Spiegel. "Oje wie seh ich denn aus..." Die roten Locken standen wild in alle Richtungen ab und leichte Augenringe waren unter ihren grünen Augen zu sehen. Kami wusch sich und versuchte ihre Haare zu bändigen. Als ihr dies nicht gelang, band sie sich die Haare seufzend zu einem Zopf zusammen. Müde verließ sie das Haus und ließ die Straße runter in Richtung Dorfmitte und ließ über den kleinen Platz. Ein paar kürzere rote Strähnen hingen ihr immer noch im Gesicht und Kami blies sie sich aus dem Gesicht. Sie atmete tief durch. Es war warm, aber immer noch sehr angenehm. Nun leicht lächelnd lief sie an einer Bank vorbei, auf der ein Junge im Schneidersitz saß. Neugierig blieb die Werwölfin stehen und musterte den Jungen. Sie legte eine Hand auf die Bisswunden an ihrem Unterarm und verdeckte sie so gut es ging und tat so, als wäre diese Pose normal. Das war mittlerweile eine Angewohnheit geworden, weil niemand wissen sollte, dass sie eine Werwölfin ist. "Ich will nicht mit einer Silberkugel in der Brust enden..."

Wie lange Pan da saß, beide Augen geschlossen und die Stirn konzentriert gerunzelt, konnte er nicht sagen, doch allzu lange konnte es nicht sein. Sich mit den seiner Meinung nach anwesenden Geistern in Verbindung zu setzen gelang ihm kaum, doch konnte er sie festhalten - Immerhin. Denn dass sie einfach entwichen war ihm schon oft passiert, und das war wirklich immer ärgerlich. Nach einer Weile merkte er, wie er die Luft anhielt, weshalb er diese stoßartig wieder durch die Nase entweichen ließ. "Sprich doch..." murrte er leise, diesmal nur an einen der beiden Geister gewand. Doch anscheinend kam seine Nachricht nicht an. Die Arme hatte er nach wie vor auf seine Knie gelehnt, die Innenseite nach oben gedreht, die Handfläche geöffnet. Der Schwachsinn von wegen Daumen und Zeigefinger müssten sich beim meditieren berühren war seiner Meinung nach kontraproduktiv - Ihm blockierte das ganze nur, weshalb er es unterließ. Angespannt zuckten seine blassen Finger und er verlagerte leicht sein Gewicht, nach und nach unruhiger werdend - Bis ihn eine Welle der Energie aus den Gedanken riss und er die Augen aufriss.
Schräg vor ihm stand eine Gestalt, an der er allerdings zunächst nur vorbei starrte. Die Rothaarige schien den Blick auf ihn gerichtet zu haben, doch beeinflusste ihn das kaum. "Du verjagst sie." meinte er direkt, blinzelte mehrmals und richtete den Blick der beschäftigt wirkenden, bronzefarbenen Augen direkt auf das Mädchen vor ihm. Nicht normal - Das war klar. Seine Augen scannten sie von oben nach unten, während sich seine Körperhaltung langsam lockerte. Mit einer Hand beschrieb er eine knappe, nicht zu deutende Geste. "Könntest du das lassen?" Sein fragender Blick ruhte auf ihr, doch noch bevor sie hätte antworten können, schüttelte er den Kopf. "Wie dumm, sorry, kannst du nicht." verbesserte er sich, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte wieder auf den Boden. Beide Geister hatte er verloren. So ein Mist. Nervös zupfte er an seinem weißen Shirt, den Kopf legte er dabei schief.

Kami schaute ihn verdutzt an und musterte ihn, wie er komisch da saß. "Wer soll sprechen?" fragte sie irritiert und schaute sich um, ob noch jemand hier war, aber in dem kleinen Dorf war nie etwas los und so auch nicht heute. Der komische Junge und sie waren momentan die einzigen Leute auf dem Platz. Neugierig schaute die Rothaarige wieder auf ihn und zuckte kurz zusammen, als er sie in dem Moment anschaute und was sagte. "Was? Wen verjag ich?" fragte die 17 Jährige zögernd und schaute sich nochmal genau, ob nicht doch noch irgendjemand hier anwesend war, aber immer noch entdeckte sie keinen Mensch. Nur ein paar Tauben piekten am Boden ein paar Körner auf. "Du meinst doch nicht etwa die Tauben da hinten oder?" fragte Kami leicht lachend. Ihre Narben waren noch immer von ihrer linken Hand bedeckt und ein paar ihrer lockigen Haaren rutschten langsam aus ihrem Zopf heraus und verdeckten ihr Gesicht oder standen etwas zur Seite ab und ließen ihre Haare wieder wilder aussehen. "Komischer Kauz... Mit wem hat der da vorhin geredet?" Unbemerkt rutschte ihre Hand etwas nach unten und man sah einen Teil der Bisswunde.

Auf die erste Frage der Rothaarigen antwortete Pan nicht, stattdessen verengte er nur leicht die Augen. Unwissende - Hah. So waren sie doch alle. Gut, er hätte sich wahrscheinlich nicht anders verhalten, wäre er kein Medium, doch war er nun einmal eins und das auch mehr oder weniger aus Zufall. Aus einem One-Night-Stand entstanden hatte seine Mutter keine Ahnung gehabt, dass sie sich ein Medium angelacht hatte. Wie auch immer, ändern wollte und konnte es par tout niemand. "Nein, ich meine nicht die Tauben." Pan seufzte, ließ leicht die Schultern kreisen und setzte sich letztendlich ordentlich hin. Füße auf den Boden, Rücken gerade und die Arme auf die Beine gelegt. "Sowieso zu sp-" Schlagartig brach seine Stimme ab, als er förmlich eine Welle der dunklen Energie überkam. So fühlte es sich jedenfalls an. Wahrscheinlich hätte Pan jeden kühlen Windstoß als böse Energie gedeutet.
"Mach deine Hand wieder hoch." meinte er leise, fast vorsichtig, während er sich nicht traute, den starren Blick von einem Laternenpfahl abzuwenden. Auf seinen blassen Armen bildete sich eine Gänsehaut, selbst die Haare in seinem Nacken schienen sich aufzustellen - Brr, eisige Stimmung. Die Geister waren nun endgültig verschwunden, so viel war klar. Trotzdem interessant, wie sich die minimale Bewegung der Rothaarigen sofort bemerkbar gemacht hatte. Rothaarig. Lustig. Würde sie jetzt noch auf den Namen Anna hören, so würde sie dem mittelalterlichen Klischee der klassischen Hexe vollkommen entsprechen - Doch mit Hexen kannte sich Pan seiner Meinung nach genügend aus.

"Wen dann?" fragte Kami neugierig weiter. Sie war sichtlich verwirrt von dem Jungen und musterte ihn nochmal. Eigentlich sah er ganz normal aus, fand sie. Als er dann weiter sprach und einfach mitten im Wort aufhörte, legte sie den Kopf leicht schief. Bei seiner nächsten Aussage schaute die 17 Jährige zu ihrem rechten Unterarm und stellte erschrocken fest, dass ein Teil der Bisswunde zu sehen war. Sie erstarrte kurz und überlegte was sie sagen sollte und schob die Hand wieder nach oben, bis die komplette Narbe wieder bedeckt war. "Das... eh... War... ein Hund, als ich ganz klein war..." stammelte die Rothaarige leise und schaute immer noch auf ihre Hand. Ihr Herz pochte aufgeregt und sie wirkte nervös. "Oh bitte lass ihn nicht bemerkt haben, dass es ei Werwolfsbiss war... Aber er hat noch nicht mal hingesehen. Wie hat er dann...?" Langsam hob sie ihren Blick und schaute den Jungen nochmal genauer an und bemerkte dabei seine Gänsehaut.